Donnerstag, 11. April 2013

Jenny

Heute gehe ich wieder einmal an meine "Herzensschublade", die ich sonst ganz fest verschlossen habe und nur ab und zu öffne.
 
Diese Geschichte handelt von einem traurigen Ereignis in meinem Leben und wie eine einzige Sache an diesem Tag mich zum Lächeln gebracht hat.
 
Als Vorgeschichte muss ich dazu von Jenny erzählen. Ich bin mit vielen Nachbarskindern in einer dörflichen Neubausiedlung in den 70er- und 80er-Jahren aufgewachsen. Wir Kinder haben viel Zeit im Freien verbracht und hatten dabei engen Kontakt zu den Nachbarn. Ein älteres Ehepaar auf unserer Straße, nennen wir sie mal Familie Hempel, hatte einen blonden Mischlingshund namens Jenny. Wir Kinder liebten Jenny und als diese Babys bekam, wollte jedes von uns Kindern eines davon behalten. Am Ende hat jedoch kein Elternpaar irgendeinem von uns Sprößlingen die Adoption eines Hundebabys erlaubt. Herr und Frau Hempel versprachen jedoch unserer Freundin Manu, dass sie Jenny bekommen würde, wenn Hempels einmal versterben. Was waren wir Kinder neidisch, das Manu die blonde Jenny erben sollte und wir anderen leer ausgehen würden. Wie das Leben so spielt, starb Jenny irgendwann in den 80ern, in einem gesegnten Hundealter, und Hempels lebten fortan ohne Jenny.
 
Im Mai 2005 verstarb meine Omi im hohen Alter von 94 Jahren und ihr Tod machte mich sehr traurig, denn auch wenn ein Mensch so alt geworden ist, gibt es immer Dinge, die man gerne noch gesagt oder getan hätte, ein letztes "ich habe Dich lieb" oder eine letzte Umarmung. Der Tag der Beerdigung war demnach sehr schwer für mich und der Gang zum Grab fast unüberwindbar. Entsprechend lief auch das Trauerkaffeetrinken danach für mich ab: Als ich sah, wie die Leute scherzten und lachten, kamen mir die Tränen. Aber dann setzte sich Manu, die ich leider nicht mehr so oft sah, wie früher, einfach weil sich Lebenswege manchmal auseinanderentwickeln, zu mir und wir unterhielten uns. Unter anderem darüber, dass genau an diesem Tag, der die Beerdigung meiner Omi war, auch Frau Hempel gestorben ist. Gemeinsam erinnerten wir uns an Früher und an Jenny und daran, dass Manu diese doch erben sollte, wenn Hempels verstorben sind. Ja und wie es manchmal so ist, rutschte einem von uns grinsend raus "Neeee, jetzt wollen wir Jenny auch nicht mehr". Dieser Satz hört sich hier vielleicht banal oder gar pietätslos an, aber er hat mich an diesem, für mich todtraurigem Tag, zum Lachen gebracht und dafür bin ich heute noch dankbar. Also Danke an Manu und vor allem Danke an Jenny!!!

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