Dienstag, 26. Februar 2013

Geheimnisse der Kindheit

Heute möchte ich Euch von einer Begebenheit aus meiner Kindheit berichten, die ganz lange ein Rätsel für mich war und dessen Lösung sich mir einfach für eine gefühlte Ewigkeit nicht erschließen wollte:

Ich bin mit einer älteren Schwester aufgewachsen und wer auch mit einem älteren Gechwisterteil aufgewachsen ist, weiß wie erfürchtig man auf eine ältere Schwester oder einen älteren Bruder hinaufschaut. Sie sind alles das, was man mal werden möchte und das fängt bereits beim Spielzeug an. Alles was meine Schwester sich wünschte war für mich einfach nur toll.

Eines Tages spielte klein Peggy mit den Sachen aus der Spielzeugkiste und fand eine kleine, etwas 13 cm große Puppe aus biegsamen Gummi. Die Puppe hatte das Haar mit gelben Gummibändern zu roten Rattenschwänze gebunden, die Ihr zu beiden Seiten des Kopfes abstanden. Sie trug ein gelbes T-Shirt und darüber eine blaue Latzhose mit weißen Umschlägen am Hosensaum. Auf dem linken Hosenbein prangte ein gelber Hund und auf dem rechten Hosenbein eine Katze in der selben Farbe. Auf dem Rücken der Latzhose war ein Vogel und auf dem Hintern ein Fisch, beides ebenfalls in gelb. Der Latz der Latzhose wurde verschlossen mit einem riesigen roten Herzen, auf dem der Name der Puppe stand: "Kessi Zoo". Ich verliebte mich sofort in das Gummispielzeug, das ich nie zuvor gesehen hatte und wünschte mir, es wäre meines. Keiner konnte mir sagen woher die Puppe kam, also mußte sie meiner Schwester gehören und sie hatte sie wahrscheinlich von einer Freundin geschenkt bekommen. So eine tolle Freundin hätte ich auch gerne gehabt. Mir blieb nur, weiterhin mit einer mir nicht gehörenden, aber heißbegehrten Puppe zu spielen, die mir nicht meine war und die ich mir doch so ersehnte.

Aber dann passierte das Unglaubliche: Eines Tages hatte Kessi Zoo eine Zwillingsschwester bekommen. Sie war einfach da und ich wußte wieder nicht woher sie kam. Da ich diese Kessi aber für mich haben wollte, behielt ich ich das Geheimnis für mich und ließ es damit ungeklärt. Natürlich machte ich mir meine kindlichen Gedanken und kam zu dem Schluß, dass ich mir die zweite Kessi Zoo mit der Kraft meiner starken Gedanken herbeigewünscht hatte. Das klang für mich plausibel.

Bis ich Jahre (eigentlich sogar fast 3 Jahrzehnte) später das Internet für mich entdeckte und mich im www auf die Suche nach Kessi Zoo machte. Die Kessi Zoo meiner Schwester und auch meine waren da längst Geschichte, aber trotzdem ließ mich das Rätsel um die doppelte Kessi nicht los, denn mittlerweile zweifelte ich stark an meiner Fähigkeit des Herbeiwünschens. Und schließlich wurde ich fündig. Ich entdeckte meine Kessi Zoo wirklich in den weiten des World Wide Web und stellte fest, dass das Rätsel gar nicht so rätselhaft war:

Kessi Zoo war eine Werbefigur eines bekannten Waschmittelherstellers und es gab sie für geraume Zeit zu jedem verkauften Paket Waschpulver als Geschenk gratis dazu. Die Zeit, die ich mit der ersten Kessi Zoo allein verbrachte und die mir so unsagbar lang vorkam, war der Abstand von einem vollen Waschmittelpaket zum nächsten und wer meine Mutter und ihren Waschtrieb kennt, weiß: Das kann nicht lange gewesen sein.

Ja und so wurde also das Rätsel um Kessi Zoo so viele Jahre später doch noch gelöst, aber für mich wird Kessi aus diesem Grund immer etwas Besonderes sein.

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