Montag, 18. März 2013

Nostalgie im Herzen

Ich gehöre mit meinem Baujahr 1970 zu einer Generation, die sich glücklich schätzen kann,  denn wir wissen was der Krieg war, ohne ihn miterlebt zu haben und wir hatten die Möglichkeit mit der Technik zu wachsen. Wir kennen Atari Pong und haben heute einen Windows 7 PC. Die heutige Jugend hat es da zum Teil viel schwerer. In letzter Zeit denke ich oft an meine Kindheit zurück und an die Möglichkeiten, die wir hatten, an die Freiheiten ganz anderer Art als heute, die wir genossen. An das Spielzeug, dass sich so ganz und gar von den heutigen unterschied und an die Aberglauben, die man hegte:

Gewitterblume:
Wer kennt die Sagen um die Gewitterblumen, die man nicht pflücken darf, da ansonsten ein Gewitter aufzieht?  Ich hatte und habe immer noch Angst vor Gewitter und früher hätte ich niemals eine Gewitterblume abgepflückt.

Klicker-Klacker-Spiel:
Ich habe es von meiner Cousine übernommen und fand das Spiel, das aus einem Ring, den man über den Finger streifte bestand und an dem 2 Bänder mit jeweils einer Kugel daran befestigt war einfach toll. Man musste versuchen die Kugeln oben und unten gegeneinanderschlagen zu lassen.

Klapperlatschen:
Die Flipflops unserer Zeit, jedoch mit  Holzsohle, Den Namen hatten sie nicht von ungefähr: Ich liebte das Geräusch (klapp, klapp, klapp…).

Klotschen:
Fast jedes Kind trug in meiner Kindheit die holländischen Clogs. Ich hatte welche mit Birnen drauf.

Handarbeit:
Viele Kinder trugen damals selbstgenähte, selbstgestrickte oder selbstgehäkelte Kleidung. Nicht weil es chic war, sondern günstig. Ich zum Beispiel ging zu meiner Einschulung in einem von meiner Oma selbstgehäkelten Ensemble. Was soll ich sagen: Süß sah ich aus, wie ich da stehe mit meinem kurzen roten Röckchen, der Weste und den struppigen Haaren.

Tante Emma Laden:
Supermarktketten waren damals nicht so verbreitet wie heute, schon gar nicht auf dem Land. Wir hatten einen, nein sogar 2 Tante Emma Läden, da bekam man alles was man brauchte. Für uns als Kinder bedeutete das bunte Tüten, Eis und Zeitungen.

Privatleute die sich mit Getränkeverkauf eine Mark nebenbei verdienten:
Da kann ich mich an 2 erinnern. Man ging hin um eben nicht eine ganz Kiste Bier zu kaufen, sonder 2 Flaschen, für den Papi zum Abendbrot. Bei Frau „B“ gab es auch das tollste Eis der Welt: „Brauner Bär“ mit Karamellfüllung.  Was hab ich das geliebt. Es wurde später noch einmal neu aufgelegt, aber es war nicht mehr dasselbe.

Bauernhöfe:
Damals konnte man noch Milch frisch vom Bauern holen. Man zog mit der Milchkanne los und bekam die noch warme Milch darin abgefüllt. Heute eigentlich undenkbar. Das war wirklich Bio!

Zeitschriften:
Ich liebte 2 Comics: „Biggi“ rund um Biggi, Jessica und Johnny und „Vanessa die Freundin der Geister“.  Natürlich auch die „Bravo“ und „Mädchen“.

Bücher:
Als Jugendliche verschlang ich Liebesromane. Bei meiner Freundin Manu sah ich das erste Mal einen „ Sweet Dreams“-Roman. Er hieß „Liebe auf dem Tennisplatz“. Danach gab es kein Halten mehr. Ich las sie alle: „Sweet Dreams“, „Sweet Love“ und „Sweet 17“. Auch die Romanheftchen „Miriam“, „Denise“ und „Denise Mystery“. Ich glaube die letzten beiden gibt es noch heute. Mein erster „Denise Mystery“ lautete „Melissa und die Macht der Finsternis“ und ich kaufte ihn mir damals auf dem Braunschweiger Bahnhof, als wir meine Tante Lene zum Zug brachten. Mein ganzes Taschengeld ging für Bücher drauf. Damals kostete ein „Sweet Dreams“-Roman DM 3,80 und ein „Denise“-Heftchen unter DM 2,00.

Sommerferien:
Ich bin in einer Neubausiedlung aufgewachsen und dort gab es viele Kinder zum Spielen. Im Sommer haben wir uns immer am Abend auf unserer Straße eingefunden, um etwas zu spielen. ZB Völkerball. Leider war ich grottenschlecht, so dass ich irgendwann nur noch auf der Mauer saß und zugeschaut habe. Aber selbst das war schön, denn trotz allem gehörte ich dazu.

Badeanstalt:
Damals gab beinahe niemanden, der einen Pool im Garten hatte. Wenn ja, waren die „unglaublich reich“. Ich kann mich an Sommerferien erinnern, die wir Kinder gefühlter Maßen am Stück in der Badeanstalt verbracht haben. Wir wurden am späten Vormittag von einem Elternteil dort abgesetzt und kurz nach Schließung der Badeanstalt wieder dort abgeholt. Damals kostete ein Sommerferienticket glaube ich DM 5,00, mit dem ein Kind den ganzen Sommer freien Eintritt hatte.

Schulbusse:
Elterlicher Taxiservice gab es bei uns nicht. Bei uns fuhren alle Kinder mit dem Schulbus zur Schule und die die nicht mit dem Bus fahren konnten, fuhren mit dem Fahrrad.

Gummitwist:
Kennt heute noch ein Kind Gummitwist??? Wir hatten immer ein Gummiband in der Tasche und haben auf dem Schulhof dieses Hüpfspiel gespielt.

Zeltlager:
Für uns gab es damals keinen Exclusiv-Urlaub: All-Inclusive bedeutet für uns, wir wurden ins Zeltlager geschickt und fanden das toll. 2 oder 3 Wochen in der freien Natur mit anderen Kindern zelten. Lagerfeuer und Nachtwanderungen inbegriffen.

Kindergeburtstage:
Es gab keine Kindergeburtstage im Kino und anschließend McDonalds. Das war viel zu teuer. Wir haben zu Hause Kuchen gegessen und dann Spiele veranstaltet, wie Würstchen fangen, Topfschlagen oder Schnitzeljagd. Abends gab es dann Kartoffelsalat und Würstchen und bevor alle Geburtstagsgäste nach Hause gebracht wurden, bekam jedes Kind eine kleine Überraschungstüte mit Süßem und einen kleinen Spielzeug, wie zB ein Jojo oder ein Knackfrosch.

Süßigkeiten:
Wir hatten nicht ständig die Möglichkeit Süßes zu essen. Bei uns Zuhause waren die Süßigkeiten „versteckt“ und wurden auf Bitten evtl. zugeteilt.  Meine Schwester und ich fanden aber irgendwann das Versteck: Die Süßigkeiten befanden sich in einem alten Reisekoffer auf dem Schlafzimmerschrank unserer Eltern. Dafür mussten wir „nur“ auf die Heizung klettern und schon kamen wir an den Koffer und die heißbegehrten Süßigkeiten dran. Ich liebte Kuhbollos, die es heute auch wieder gibt.

Pfuen:
Lange bevor Halloween Deutschland erreichte, gingen wir als Kinder einmal im Jahr nach der Schule verkleidet pfuen. Jedoch nicht am Reformationstag, sondern am Rosenmontag. Und wir kannten auch nicht Süßes oder Saures, sondern wir sangen „wir sind ein kleiner König…“.

Feldhamster:
Eine Aktion an der ich mich nie beteiligt habe. Die Suche nach Feldhamstern und anschließende Abgabe gegen eine kleine Münze (50 Pfennig?) beim Bauern, dem das Feld gehörte.

Geisterbeschwörungen:
Oh ja, wir haben es versucht, aber es kam kein Geist. Wir haben dann aber schnell den Grund dafür rausgefunden: Man darf kein Metall am Körper haben und einer von uns Mädels hatte einen BH mit Metallösen getragen.

Lego:
Wir hatten für die Kinder unserer Generation viel Lego. Aber keine Fenster und Türen und schon gar keine Figuren. Ich denke die waren zu teuer. Meine Legofiguren, waren Heidi, Peter, Josef und der Almöhi aus Gummi. War auch schön.

Barbie:
Die Barbie war meine allergrößte Leidenschaft.  Ich hatte so viel: Ein Pferd, einen Ferrari, einen Ken. Die Kleider hat meine Oma damals selbstgehäkelt und ich wurde von meiner Freundin um die schönen Kleider beneidet.

Rollerskates:
Was haben meine Schwester und ich uns diese Rollschuhe heiß gewünscht. Ganz lange wurde dieser Wunsch abgelehnt, mit dem Argument unserer Eltern, sie seien zu gefährlich. Ich denke, meine Eltern konnten sich das finanziell nicht erlauben, für 2 Kinder. Also warteten und wünschten wir weiter und zum Weihnachtsfest lagen sie dann endlich unterm Tannenbaum. Gott sei Dank war es ein schneefreies Weihnachten, also holten wir am Heiligenabend eine Freundin ab und düsten durch unsere Siedlung auf unseren niegelnagelneuen Rollerskates.

Telefon:
In meiner Kindheit hatte nicht jeder Telefon. Ich denke wir haben unseres ca. 1980 bekommen, da war ich 10 Jahre alt und es war ein Highlight. Telefonieren war damals  sauteuer. Wie oft haben meine Eltern gedroht auf die Gabel zu drücken, weil ich kein Ende fand, wenn ich mit einer Freundin telefonierte, die ich gerade 5 Minuten vorher auf dem Heimweg von der Schule verabschiedet hatte.

Es gibt noch so viel mehr zu erzählen, je mehr ich schreibe, desto mehr fällt mir ein: Fossiliensuche im Steinbruch, Zelten im Garten, Kränze aus Gänseblumen, Laternengänge mit meiner Pluto-Laterne und natürliche meine Kessi Zoo. Der erste Videorekorder, der damals DM 3.000,00 gekostet hat und als wir unseren ersten bekamen, bezahlte mein Vater immer noch DM 1.500,00 dafür.  Mein Struppi, ohne den gar nichts lief, aber das ist dann eine andere Geschichte…

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